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Inflationsausgleich: Welche Maßnahmen helfen wirklich?

Lisa Schlegel
 • 
Aktualisiert am 
28.3.2024
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Die hohe Inflation führt zu Preissteigerungen in allen Lebensbereichen und belastet die Verbraucher:innen. Infolgedessen fordern die Vertreter:innen der Arbeitnehmenden Lohnanpassungen.

Auch die Regierung ist der Ansicht, Arbeitgeber:innen sollten sich an der finanziellen Entlastung ihrer Mitarbeiter:innen beteiligen und fordert Unternehmen auf, ihren Angestellten Inflationsausgleichprämien auszuzahlen.

Am 30. September wurde im Bundestag beschlossen, dass Unternehmen bis 2024 steuer- und sozialversicherungsfrei bis zu 3.000 Euro an ihre Beschäftigten auszahlen können. So sollen die Auswirkungen der Inflation eingegrenzt werden.

Doch was hilft den Beschäftigten tatsächlich weiter – Gehaltserhöhungen oder Einmalzahlungen?

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Ein Bericht von Lisa Schlegel    <hr class="blog_horizontal-ruler"/>

Der Druck auf Konsument:innen nimmt zu

Die Inflation erreichte im September das höchste Niveau seit den 1950er Jahren und auch im kommenden Jahr ist keine Besserung der Lage in Sicht. Im Gegenteil: Der Internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank warnen auf ihrer diesjährigen Herbsttagung vor einer globalen Rezession, die uns im kommenden Jahr erwartet.

Die steigenden Preise belasten sowohl Unternehmen als auch Verbraucher:innen. Doch während Unternehmen die höheren Produktionskosten – zumindest in einem gewissen Maß – an ihre Kund:innen weiterreichen können, fehlt Privatpersonen ein solcher Hebel, um selbst regulierend einzugreifen.

Dies sorgt für große Sorgen und Unsicherheiten unter Konsumentinnen und Konsumenten: Eine aktuelle Studie der Internationalen Hochschule IU ergab, dass sich 90% der Befragten in Deutschland wegen der hohen Inflation sorgen. Über die Hälfte macht sich sogar große Sorgen. Außerdem empfinden die Befragten die Inflation als noch drastischer, als sie tatsächlich ist.

Sind Gehaltsanpassungen hilfreich?

Die Gewerkschaften sind überzeugt, dass nur dauerhafte Lohnerhöhungen in der Lage sind, Beschäftigte effektiv zu entlasten. So fordern die IG Metall und die Gewerkschaft Verdi, die zwei größten Gewerkschaften Deutschlands, für die anstehenden Tarifrunden Lohnsteigerungen, die die Inflationsrate vollumfänglich ausgleichen.

Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke sagt: „Die Inflationsentwicklung, Lebensmittel- und insbesondere Energiepreise reißen tiefe Löcher in die Haushaltskassen der Beschäftigten. Viele von ihnen wissen nicht, wie sie sich und ihre Familien über Wasser halten können, einige können ihre Mieten oder Heizkosten nicht mehr zahlen.“

Daher will die Gewerkschaft in der kommenden Tarifrunde zu Beginn 2023 für die 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes Lohnerhöhungen von 10,5% durchsetzen. Die Gehälter sollen weiterhin um mindestens 500 Euro erhöht werden.

Die IG Metall formulierte für die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie, die im Juli gestartet ist, ähnliche Ziele: Sowohl die Löhne als auch die Ausbildungsvergütungen sollen um 8% angehoben werden.

Diesen Vorstoß begründet Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, mit den düsteren Aussichten auf 2023. Da auch im kommenden Jahr weitere Preissteigerungen zu erwarten sind, sollten Unternehmen ihren Beitrag dazu leisten, die Konjunktur zu stützen.

„Der überragenden Mehrheit der Unternehmen geht es aktuell gut: sowohl hinsichtlich der Auftrags- als auch der Ertragslage. Betriebe können steigende Kosten weiterreichen, Beschäftigte nicht”, sagt Hofmann.

Doch genau aus diesem Grund sehen manche Ökonom:innen die Forderungen nach Lohnerhöhungen kritisch: Die Inflation wird von der Verknappung und Teuerung von Energie getrieben. Gehaltsanpassungen sorgen zwar erst einmal für mehr Kaufkraft, doch dadurch kann auch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wieder steigen. Es entsteht ein Bedarf, der nicht gedeckt werden kann, da die Ressource Energie noch immer knapp ist.

Gleichzeitig erhöhen die Gehaltsanpassungen die Kosten der Unternehmen. Da eine höhere Kaufkraft nicht zu mehr Konsum führt, wenn es an Produktionsmitteln wie Energie fehlt, können Unternehmen die höheren Lohnkosten nicht durch einen größeren Umsatz ausgleichen. Stattdessen müssen sie die Preise nach oben korrigieren.

So kann eine Lohn-Preis-Spirale entstehen, die die Inflation immer höher treibt.

Der Internationale Währungsfond (IWF) hingegen schätzt die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale aktuell als gering ein. Im Vergleich mit ähnlichen Episoden der Weltwirtschaft zeige sich, dass es nur in Ausnahmefällen zu dieser Dynamik komme. Allerdings hänge die zukünftige Entwicklung stark davon ab, ob die Wirtschaft von weiteren Schocks getroffen wird.

Die Inflationsausgleichprämie: Scholz ermutigt zu Einmalzahlungen

Bei Beratungen mit den Vertretungen der Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen im Kanzleramt versprach Bundeskanzler Olaf Scholz: „Die Bundesregierung lässt niemanden mit der Last allein. You'll never walk alone.”

Um dieses Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger wahr zu machen, schafft die Regierung die sogenannte Inflationsausgleichprämie.

Dieses Instrument gibt Arbeitgeber:innen die Möglichkeiten, ihren Beschäftigten bis Ende 2024 eine Inflationsprämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro abgabenfrei auszuzahlen. Es ist auch möglich, die Prämie auf mehrere Teilzahlungen aufzuteilen.

Scholz betont, dass es sich hierbei um ein freiwilliges Angebot handele, auch wenn er Arbeitgeber:innen ermuntern möchte, die Inflationsausgleichprämie ausgiebig zu nutzen: „Ich bin mir aber sicher, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich freuen werden, wenn sie zusätzlich zum vereinbarten Lohn eine steuer- und abgabenfreie Zahlung erhalten", sagt er.

Kommt die Inflationsprämie bei den Beschäftigten an?

Die Ökonom:innen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) halten eine einmalige Inflationsprämie für eine gute Idee. Hagen Lesch, Leiter des Kompetenzfeld Tarifpolitik bei IW, sieht durch dieses Instrument die Gefahr, in eine Lohn-Preis-Spirale zu geraten, gebremst.

Außerdem steigen so die Lohnkosten nicht dauerhaft. Dies verhindere, dass Unternehmen, die ebenfalls unter den steigenden Energiekosten leiden, sich durch die Unterstützungsmaßnahmen in ein finanzielles Risiko begeben.

Doch selbst wenn die Belastung für die Unternehmen nicht von Dauer ist, kann sie für einige Betriebe zu groß sein, warnt Rainer Dulger, der Präsident der Arbeitgeber:innenvereinigung BDA.

„Wir wissen, dass viele Beschäftigte in dieser schwierigen Lage dringend mehr Geld in der Tasche brauchen. Gleichzeitig ist es für viele Unternehmen schwer, jetzt Tariferhöhungen zu realisieren”, sagte Dulger im Gespräch mit dem RND. Daher hält er Einmalzahlungen grundsätzlich für einen praktikablen Kompromiss: „Die Beschäftigten bekommen schnell zusätzliches Geld, für die Arbeitgeber entstehen langfristig keine höheren Kosten.”

Allerdings sollten sich die Beschäftigten nicht zu viel erhoffen. Die hohen Energiepreise bedrohen viele Unternehmen schon jetzt in ihrer Existenz und selbst einmalige Hilfen für die Beschäftigten seien in vielen Fällen nicht zu stemmen.

Kritik an der Inflationsausgleichprämie

„Viele Unternehmen würden ihren Mitarbeitern sicherlich eine Einmalzahlung egal in welcher Höhe ermöglichen, aber sie können es nicht, weil die massiv gestiegenen Energiekosten ihnen jede Luft zum Atmen nehmen”, meint Dulger.

Seiner Meinung nach wäre es effektiver, die Ursache der Krise anzugehen. Bei der Inflation handele es sich schließlich nur um ein Symptom. Dulger schlägt vor, das Energieangebot umgehend auszubauen und so die Preise für Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen zu senken.

Die Gewerkschaften sehen die Inflationsausgleichprämie ebenfalls kritisch. Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, will nicht von ihrer Forderung nach Lohnerhöhungen abweichen, da nur diese Reallohnverluste verhinderten. Zusätzlich setzt sich Fahimi im Austausch mit der Regierung und Arbeitgeber:innenvertretungen für eine weitere Energiepreispauschale sowie eine Gaspreisdeckelung ein.

Jörg Hofman von der IG Metall regt indes an, die Inflationsausgleichpauschale verpflichtend zu machen. Nur so werde sichergestellt, dass die erhoffte Entlastung tatsächlich bei den Verbraucher:innen ankommt.

Solltest du eine Inflationsprämie auszahlen?

Unternehmen profitieren davon, wenn sie ihre Mitarbeiter:innen in Krisenzeiten unterstützen und ihre Sorgen ernst nehmen. Denn auf diese Weise stärkst du die Mitarbeiterbindung und stellst sicher, dass dein Unternehmen auch in Zukunft über die Grundlage für Erfolg und Wachstum verfügt – engagierte Mitarbeiter:innen.

Die Form der Unterstützung richtet sich nach der individuellen Situation deines Unternehmens. Doch selbst wenn dauerhafte Gehaltserhöhungen oder große Einmalzahlungen aktuell dein Budget überschreiten, gibt es für dich Möglichkeiten, deine Angestellten in ihrem Alltag durch einen Inflationsausgleich zu entlasten.

Laut einer Randstad-ifo-Befragung unter Personalleiter:innen setzen viele Unternehmen neben Einmalzahlungen auf Vergünstigungen beim Transport: Ein Drittel der Befragten stellt den Mitarbeiter:innen Tankgutscheine aus, weitere 18% bieten ein Jobticket oder Vergünstigungen für die Nutzung des ÖPNV an.

Derartige Benefits für die Mitarbeiter:innen fallen unter die sogenannten Sachbezüge und sind somit bis zu einem Wert von 50 Euro steuerfrei. Dies kannst du nutzen, um deine Beschäftigten schnell und unkompliziert zu entlasten.

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Lisa Schlegel

Content Marketing Managerin

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