Sommerloch im Recruiting: Mythos oder Realität?
Immer dann, wenn sich die Außentemperatur auf einem hochsommerlichen Niveau eingependelt hat und du zum Abzählen der täglichen Sonnenstunden beide Hände brauchst, kennt die Arbeitswelt nur noch ein Thema:
Das sagenumwobene Sommerloch.
Der Legende nach reißt das Sommerloch wortwörtliche Löcher in eingespielte Prozesse – überall im Unternehmen, aber insbesondere im Recruiting:
- Absprachen verheddern sich im Sommerloch, vielleicht bleiben lose Enden sogar einfach darin liegen.
- Hiring-Manager:innen und Kolleg:innen tauchen für Wochen am Stück im Sommerloch ab – ohne Vorwarnung und Lebenszeichen.
- Für Bewerber:innen, die tief im Sommerloch sitzen, brauchst du eine extra lange Angel.
Aber wie es mit Legenden so ist: Die Existenz des Sommerlochs ist umstritten.
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Eine Analyse von Lisa Schlegel <hr class="blog_horizontal-ruler"/>
Kathrin Erasmus, die als Coach HR Manager:innen und Recruiter:innen in Sachen LinkedIn fit macht, ist davon überzeugt, dass die Sommermonate durchaus bewerbungsschwächer sind:
Talent Sourcerin Anika Scholz hingegen ist skeptisch und vermutet, dass das Sommerloch-Phänomen eher auf die Unternehmen zurückzuführen ist als auf fehlende Bewerbungen:
Wir sind dem Mythos „Sommerloch im Recruiting” auf den Grund gegangen, um dem Rätsel-Raten ein Ende zu machen:
Der Sommer für Bewerber:innen: Die Job-Suchmaschinen laufen heiß!
Sommerzeit ist Urlaubszeit:
Wer würde wertvolle Schwimmbad-Stunden lieber mit dem Scannen von Stellenanzeigen verbringen?
Oder einen lauen Sommerabend opfern, um den eigenen Lebenslauf auf den neusten Stand zu bringen, wenn die Freund:innen zum Grillen im Garten eingeladen haben?
Tatsächlich sind es mehr Personen, als du jetzt vielleicht denkst.
Genauso wie die Temperaturen schießen im Juli und August auch die Google-Suchanfragen für „Job finden” in die Höhe:
Ein Blick in die Google-Trends der vergangenen Jahre zeigt, dass es sich für die Jobsuchenden eher um ein Vor-Sommerloch handelt. Im Mai und Juni werden die Worte „Job finden” – verlässlich seit 2016 – deutlich seltener in die Suchleiste von Google eingegeben als in den vorherigen Monaten.
Doch auf jeden Rückgang im Frühsommer folgt ein beständiger Anstieg der Google-Suchen im Juli und August, bis das Suchvolumen im September und Oktober seinen Höhepunkt erreicht.
Aber zeigt das Google-Verhalten tatsächlich ein gestiegenes Interesse an einem neuen Job oder beobachten wir nur die Gedankenspiele von Urlauber:innen, denen die Ferien langweilig geworden sind?
Wir haben uns die Aktivität auf der Workwise-Plattform genauer angesehen, um genau dies herauszufinden:
Unsere Daten belegen, dass die Jobsuchenden es durchaus ernst meinen. Das steigende Interesse an der Jobsuche übersetzt sich auf der Workwise-Plattform in ein sattes Plus an Bewerbungen.
In dem Zeitraum von Juni bis November 2021 stieg die Anzahl der abgeschickten Bewerbungen um 56%. 2021 war der Effekt nicht ganz gravierend, doch die Bewerbungen nahmen immerhin um 1 Drittel zu.
Ja, der Sommer ist Urlaubszeit.
Doch das ist für viele Arbeitnehmer:innen genau der richtige Zeitpunkt, um über ihre berufliche Zukunft nachzudenken.
Denn:
- Wenn alle Kolleg:innen im Urlaub sind und die Extra-Aufgaben auf die Stimmung drücken, wird aus einer latenten Wechselbereitschaft schnell ein echter Wunsch nach Veränderung.
- Wenn beim aktuellen Gehalt wieder nicht der Traumurlaub drin war, sind Stellenanzeigen – insbesondere die mit Gehaltsangaben – die bevorzugte Urlaubslektüre.
- Nach dem Sommer wartet auf viele Uni-Absolvent:innen der Berufseinstieg und auf Student:innen das Wintersemester. Juli, August und September sind die Monate, um sie für eine Junior- oder Werkstudent:innen-Stellen zu gewinnen.
Die Devise für dein Recruiting im Sommer lautet also: Kühlen Kopf bewahren und ab in die heiße Phase!
Die heiße Phase: Recruiting zwischen Urlaubsvertretung und Stellenanzeigen-Peak
Im Hochsommer treffen 2 Entwicklungen aufeinander: Mehr Kandidat:innen machen sich aktiv auf Jobsuche und gleichzeitig steigt auch die Nachfrage der Unternehmen.
Rund um den Rekord-Monat August wölbt sich die Kurve der offenen Stellen, die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) erfasst werden, nach oben. So lagen beispielsweise zwischen den knapp 800.000 offenen Stellen im Januar 2022 und dem Jahreshöhepunkt im August ein Plus von fast 90.000 ausgeschriebene Stellen.
Auch die Daten der Workwise-Plattform zeigen: Im August sind so viele Stellen ausgeschrieben, wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr.
Sowohl 2021 als auch 2022 erreichte die Anzahl der veröffentlichten Stellenanzeigen im August ihren Peak.
Sommer-Recruiting: Nicht ins Schwitzen kommen!
Im Recruiting gibt es keine Sommerpause. Die offenen Stellen – wahrscheinlich sogar noch mehr als in den vorherigen Monaten – wollen trotz Sommerwetter und geplanten Urlaubsreisen besetzt werden.
Und obwohl die Kandidat:innen mindestens genauso gerne in den Bewerber:innen-Pool springen, wie in den Swimmingpool, läuft der Recruiting-Prozess im Sommer oft zäher ab und führt gefühlt seltener zum Erfolg.
Dieses Gefühl kommt nicht (nur) daher, dass wir selbst viel lieber gerade am Strand wären und im Büro die Klimaanlage ausgefallen ist:
1. Die Konkurrenz ist groß:
Ja, im Sommer sind die Kandidat:innen aktiver. Aber sie treffen auf den Stellenportalen auch auf eine größere Anzahl an ausgeschriebenen Jobs. Das heißt, gerade im Sommer musst du dich positiv abheben, um Bewerber:innen zu überzeugen.
2. Die Kolleg:innen sind rar:
Juli und August bilden die Hauptreisezeit der Deutschen. Statista hat 2018 erhoben, dass in diesen beiden Monaten die meisten Urlaubstage genommen werden. Ein Blick auf die Abwesenheitsnotizen im Postfach legt nahe, dass sich seitdem wenig geändert hat.
Den Urlauber:innen sei die Auszeit gegönnt, doch für die Daheimgebliebenen heißt dies oft:
- zusätzliche Aufgaben wegen Urlaubsvertretungen
- holprige Urlaubsübergaben, denen wichtige Informationen fehlen
- fehlende Ansprechpersonen in den Fachabteilungen
- lange Rückmeldezeiten bei der Koordination von Terminen
Der hohe Konkurrenzdruck und die oft verminderte Kapazität im Recruiting und in den Fachabteilungen ergeben eine Mischung, die selbst die besten Recruiter:innen ins Schwitzen bringen kann.
Denn:
Deine Bewerber:innen laufen schneller weg, als dein Eis in der Sonne.
Gerade im Sommer, wenn Unternehmen und Kandidat:innen verstärkt auf der Suche sind, zahlt sich Schnelligkeit im Bewerbungsprozess aus.
Lange Wartezeiten sind bei Bewerber:innen ohnehin nicht gerade beliebt und in der Sommerhitze wird der Geduldsfaden auch nicht länger – schließlich ist die Auswahl an Stellenausschreibungen so groß wie sonst nie!
Bleib cool – trotz Sommerhoch!
Sommerloch im Recruiting? Gehört ins Reich der Legenden.
Die Datenlage zeigt ganz klar: Es ist ein Sommerhoch, kein Sommerloch.
Zumindest theoretisch. Praktisch betrachtet hat Martin Brethack, Senior Account Executive bei Indeed, mit seinem Kommentar unter Anika Scholz’ Beitrag nicht Unrecht:
Urlaubsabwesenheiten im HR- und Recruiting-Team sowie in den Fachabteilungen reißen (Sommer-) Löcher in den Recruitingprozess. Und die Time-to-Hire und Candidate Experience leiden darunter.
Deswegen solltest du schon vor der Urlaubssaison für genügend metaphorische Schattenspender sorgen:
- Frühzeitige Planung: Verschaffe dir einen Überblick darüber, wer wann im Urlaub ist und für welche Stelle Vorstellungsgespräche anstehen. So verhinderst du, dass ihr von anstehenden Terminen überrascht werdet.
- Urlaubsvertretung: Legt gemeinsam fest, wer wann im Sommer welche Aufgaben übernimmt und wer wann als Ansprechperson verfügbar ist.
- Flexibilität: Sorge für einen Bewerbungsprozess, der auf die Sommerpläne der Kandidat:innen eingeht. Das bedeutet: Biete unkomplizierte Bewerbungsformulare und remote Interviews an – so können deine Bewerber:innen noch aus dem Sommerurlaub in den Bewerbungsprozess starten.
Wenn du dich gut auf die heiße Phase im Sommer vorbereitest, kannst du so deine Rückmeldegeschwindigkeit und damit auch die Candidate Experience aufrechterhalten – und verhindern, dass deine Bewerbungen in der Sommersonne schmelzen.
Deine Kolleg:innen sind schon im Urlaub und haben dich mit nichts als einer E-Mail-Weiterleitung im Büro zurückgelassen?
Transparenz und Kommunikation sind die Schlüssel zur Kühltruhe.
Wenn du keine Möglichkeit hast, den Bewerbungsprozess in den kommenden Wochen reibungslos über die Bühne zu bringen, hilft es oft, dies ehrlich zu kommunizieren.
Sind deine Bewerber:innen über den aktuellen Stand des Prozesses informiert und wissen, wann sie mit einer Rückmeldung rechnen können oder wann das Vorstellungsgespräch ungefähr stattfinden wird, sind Verzögerungen kein Problem.
Katharinas Candidate Experience spielt in der Champions League
Wenn deine Candidate Experience so gut ist, dass …
- ... selbst abgelehnte Kandidat:innen auf Kununu 5 Sterne da lassen
- … neue Hires noch vor ihrem ersten Arbeitstag ihr Netzwerk motivieren, sich auch zu bewerben
- … dadurch direkt weitere Vorstellungsgespräche zustande kommen
- … und sogar ein weiteres neues Teammitglied gefunden wird
- … dann spielst du im Recruiting in der Champions League
So wie Katharina, die genau das bei dem IT-Unternehmen plusserver geschafft hat. Im Podcast Recruiting Talk verrät sie ihre Tipps!
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Unsere Quellen:
- Bundesagentur für Arbeit (BA): de.statista.com/statistik/entwicklung-des-gemeldeten-offenen-arbeitsstellenbestands
- Statista: de.statista.com/umfrage-zum-beginn-des-haupturlaubs-der-deutschen-nach-monaten