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Fachkräftemangel: Liegt die Lösung im Ausland?

Lisa Schlegel
 • 
Aktualisiert am 
22.3.2024

Mitarbeiter:innen finden?

Workwise löst deine Recruiting-Herausforderung:

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<li>mehr Bewerbungen</li>
<li>bessere Prozesse</li>
<li>schneller Einstellen</li>
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Lea Pietsch
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Im Dezember 2021 sprachen Anouar und Franziska, Teamlead HR bei Workwise, zum ersten Mal miteinander.

Franziska war auf der Suche nach einer oder einem engagierten Software Engineer, der oder die fortan Fabians Team bei Workwise dabei unterstützen würde, die Plattform zu bauen, auf der Unternehmen und Jobsuchende zueinander finden.

Anouar brachte alle fachlichen Voraussetzungen mit und passte auch zwischenmenschlich zu Workwise. Ein Person-Job-Fit, wie Recruiter:innen ihn sich nur wünschen können – zumal im hart umkämpften IT-Bereich.

„Es war kurz vor Weihnachten, als ich dann die feste Zusage von Franzi bekam,” erzählt Anouar. Er war hoch motiviert und hätte am liebsten gleich am folgenden Tag als Trainee Frontend Engineering gestartet.

Es gab nur ein Problem: Sein neuer Arbeitsplatz befand sich in Deutschland und Anouar lebte zu dem Zeitpunkt in Marokko. Und es sollte noch 7 Monate dauern, ehe seine neuen Kolleg:innen ihn im Büro in Empfang nehmen konnten.

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Ein Feature von Lisa Schlegel    <hr class="blog_horizontal-ruler"/>

Ausländische Fachkräfte: Die Hoffnung einer alternden Gesellschaft

Deutschland hat ein drängendes Problem: Während in Wirtschaft und Industrie beständig neue Positionen besetzt werden müssen, um den Wohlstand des Landes zu sichern, fehlen die qualifizierten Fachkräfte, um die offenen Stellen zu füllen.

So berichtet das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), dass die Zahl der ausgeschriebenen Stellen seit 2021 kontinuierlich und über alle Branchen hinweg wächst. Im März 2022 wurde mit 558.000 fehlenden Fachkräften ein neuer Rekordwert erreicht.

Der steigende Bedarf an Fachkräften ist schon heute ein Problem – insbesondere im IT-Bereich, der Pflege oder auch im Bildungswesen fehlt Personal. Allerdings fällt die Lücke zwischen Bedarf und verfügbarer Arbeitskraft noch verheerender aus, wenn wir in die Zukunft schauen, auf das Jahr 2060:

Zu diesem Zeitpunkt wird es in Deutschland rund 10,2 Millionen Menschen im erwerbstätigen Alter weniger geben als heute, berechnet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Da es die Menschen sind, die das Wachstum einer Organisation sicherstellen, sorgen sich die deutschen Unternehmen um ihre Zukunft: Mehr als ein Drittel aller Unternehmen sieht den Fachkräftemangel als Risiko für die eigene Wettbewerbsfähigkeit an.

Die Politik sieht auch im Inland noch ungenutzte Potenziale, um die Fachkräftelücke zu minimieren. Frauen, Menschen im Rentenalter, die weiterhin erwerbstätig sein möchten, und Personen mit Behinderungen könnten beispielsweise noch besser in den Arbeitsmarkt integriert werden. Außerdem könnten Arbeitslose, ohne Berufsabschluss, dabei unterstützt werden, sich weiter zu qualifizieren.

Doch: Diese Maßnahmen werden nicht ausreichen – ohne die zusätzliche Zuwanderung von Fachkräften aus Europa und der Welt können wir den Fachkräftemangel auch jetzt schon nicht ausgleichen.

Recruiting ohne Grenzen? Schön wär’s.

In der Theorie sind ausländische Fachkräfte die Lösung: Jenseits der europäischen Grenzen finden sich Arbeitsmärkte mit teils enormem Potenzial in Fachbereichen, die in Deutschland zu den Mangelberufen zählen.

Schon 2019 arbeiteten 88.565 IT-Fachkräfte mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft in Deutschland. Über 60% von ihnen stammen aus dem Nicht-EU-Ausland, die meisten aus Indien.

Doch dass sie erfolgreich hier in Deutschland angekommen sind und arbeiten können, ist keine Selbstverständlichkeit.

Anouar kann sich gut vorstellen, wie beschwerlich ihre Reise gewesen sein muss. Er kann aus erster Hand von den Hürden berichten, die ausländische Fachkräfte überwinden müssen, ehe sie ihren Job in Deutschland antreten können.

„Erst haben Franzi und ich versucht, den ganzen Prozess selbst zu managen,” sagt Anouar. Franziska und Anouar haben sich eingelesen und versucht, alle Anforderungen und erforderlichen Dokumente für seine Relocation zu recherchieren.

„Doch der Prozess ist unheimlich komplex und es ist sehr schwierig, alles im Blick zu behalten,” sagt Anouar. „Nach einem Monat, in dem wir keine nennenswerten Fortschritte verzeichnen konnten, haben wir aufgegeben.”

Wie eine Bertelsmann-Studie herausfand, haben sich die bürokratischen Hürden bei der Einstellung ausländischer Mitarbeiter:innen seit 2020 zwar verringert, doch auch im vergangenen Jahr gaben noch knapp 25% der befragten Unternehmen an, der bürokratische Aufwand hätte dabei ein Problem dargestellt.

Franziska und Anouar haben letztlich eine externe Agentur hinzugezogen, die sich darauf spezialisiert hat, die bürokratischen Prozesse hinter dem Relocation-Prozess abzuwickeln. „Doch obwohl die Agentur den Ablauf der Antragstellung so genau kennt, kamen wir nicht schneller voran,” meint Anouar.

<div class="blog_primary-box"><p><strong>Info:</strong> Die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften ist <a href="https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/fachkraeftesicherung.html" target="_blank">politisch gewollt</a>. Daher trat schon 2020 das <a href="https://www.make-it-in-germany.com/de/visum-aufenthalt/fachkraefteeinwanderungsgesetz" target="_blank">Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG)</a> in Kraft. Es soll Fachkräften mit beruflicher Ausbildung den Zuzug nach Deutschland sowie die Integration auf dem deutschen Arbeitsmarkt erleichtern.</p><p><strong>Das FEG in Kürze:</strong></p><ul><li><strong>Voraussetzungen:</strong> Für die Einwanderung in Deutschland wird ein in Deutschland anerkannter Qualifikationsnachweis sowie ein Arbeitsvertrag oder ein Arbeitsplatzangebot benötigt. Das Angebot ist auf sogenannte Mangelberufe, in denen ein erhöhter Bedarf an Fachpersonal besteht, beschränkt.</li></ul><ul><li><strong>Die Vorrangprüfung entfällt:</strong> Es wird nicht geprüft, ob für die jeweilige Stelle inländische Bewerber:innen oder Bewerber:innen aus dem europäischen Ausland in Frage kämen und bei der Besetzung der Stelle vorrangig behandelt werden müssten.</li></ul><ul><li><strong>Einreise für die Jobsuche:</strong> Eine ausländische Fachperson kann einen Aufenthaltstitel von bis zu 6 Monaten beantragen, der sie berechtigt, sich in Deutschland aufzuhalten, um einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.</li></ul><ul><li><strong>Aufenthalt für Qualifizierungsmaßnahmen:</strong> Wenn die Qualifizierung einer ausländischen Fachperson gegenüber der deutschen Berufsausbildung Defizite aufweist, kann die Person ein Visum beantragen, um sich in Deutschland weiterzubilden. Ausreichende Deutschkenntnisse sind die Voraussetzung für dieses Visum.</li></ul><ul><li><strong>Niederlassung in Deutschland:</strong> Ausländische Fachkräfte können nach 4 Jahren in Deutschland eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis beantragen. Bevor das FEG in Kraft trat, war dies erst nach 5 Jahren möglich.</li></ul><ul><li><strong>Beschleunigtes Fachkräfteverfahren:</strong> Über die jeweils zuständige Ausländerbehörde können Arbeitgeber:innen ein beschleunigtes Fachkräfteverfahren einleiten, um die Bearbeitung des Visumsantrags ihrer neuen Mitarbeiter:innen abzukürzen. Hierfür fallen Gebühren in Höhe von 411€ an.</li></ul><p>Das Informationsportal <a href="https://www.make-it-in-germany.com/de/" target="_blank">„Make it in Germany”</a> der Bundesregierung fungiert als zentrale Anlaufstelle für ausländische Fachpersonen sowie Unternehmen, die daran interessiert sind, internationale Mitarbeiter:innen zu beschäftigen.</p></div>

Auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 hat nicht zu wesentlich mehr Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte geführt. Daher nahm sich die Regierung auf einem Fachkräftegipfel, der Anfang September stattfand, erneut vor, die Einwanderung ausländischer Fachkräfte zu fördern.

Im Zentrum der vorgestellten Strategie, um die Zuwanderung von Fachkräften zu fördern, steht die sogenannte Chancenkarte. Sie soll ausländischen Fachpersonen ermöglichen, sich in Deutschland auf Job- oder Ausbildungssuche zu begeben.

So wichtig es auch ist, weitere Einwanderungswege für qualifizierte Personen aus dem Ausland zu schaffen – auch die neuen politischen Ansätze versprechen keine wesentlichen Verbesserungen was das vielleicht größte Einwanderungshemnis angeht: Den bürokratischen Aufwand.

Kann Zuwanderung den Fachkräftemangel stoppen?

Ausländische Fachkräfte können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Fachkräftemangel abzumildern. Insbesondere außerhalb von Europa gibt es viele qualifizierte Personen, die dazu bereit sind, ihre Heimat zu verlassen und sich in Deutschland eine berufliche Zukunft aufzubauen.

Doch die aktuelle Gesetzeslage sorgt dafür, dass sich Unternehmen und ihre internationalen Bewerber:innen auf einen mehrmonatigen Einstellungs- und Relocation-Prozess einstellen müssen.

Dies ist ein Hindernis, das auf viele Unternehmen und Jobsuchende abschreckend wirkt.

ausländischen Fachkräfte Einstellungsprozess

Gerade dynamische Unternehmen, die sich in einer Wachstumsphase befinden, haben selten die Option, 7 Monate auf einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin zu warten. Hinzu kommt, dass das Recruiting auf dem internationalen Arbeitsmarkt sehr viele Ressourcen erfordert.

Sowohl in Bezug auf die direkten Kosten – die zum Beispiel für die Unterstützung durch eine externe Agentur oder ein beschleunigtes Fachkräfteverfahren anfallen – als auch in Hinblick auf die Zeit und Mühe, die die Personalabteilung in die Recherche der rechtlichen Rahmenbedingungen und die Kommunikation mit Behörden und Ämtern investieren muss.

Für die Kandidat:innen ist ein derart in die Länge gezogener Prozess ebenfalls eine Belastung. Für eine positive Candidate Experience ist es sehr wichtig, den Bewerbungsprozess so übersichtlich wie möglich zu halten. Die Bewerber:innen sollten immer wissen, was der aktuelle Status ist und wie die nächsten Schritte aussehen. Ansonsten entsteht Unsicherheit und sie ziehen ihre Bewerbung eventuell zurück.

Doch wenn ein Unternehmen ausländische Mitarbeiter:innen einstellt, wird die Candidate Journey von äußeren Faktoren gelenkt. So kann ein schneller und transparenter Bewerbungsprozess kaum gewährleistet werden.

Anouar empfand den Einstellungsprozess aufgrund des bürokratischen Aufwands durch seine Relocation als belastend: „Ich stand quasi jeden Tag mit meiner Ansprechperson bei der Agentur in Kontakt. Dennoch war die Wartezeit sehr stressig für mich – das war unerträglich.

Solltest du ausländische Fachkräfte einstellen?

Der Einstellungsprozess ist definitiv um einiges aufwändiger, wenn du international nach passenden neuen Mitarbeiter:innen suchst. Daher solltest du im Vorfeld gut recherchieren, welche Aufenthaltstitel in Frage kämen und welche Voraussetzungen du und die Bewerber:innen dafür erfüllen müssen.

Doch gerade, wenn du beispielsweise Softwareentwickler:innen finden möchtest, lohnt es sich, Bewerber:innen aus dem außereuropäischen Ausland in Betracht zu ziehen.

Wenn du dich dazu entscheidest und eine oder einen passende:n Kandidat:in gefunden hast, solltest du sicherstellen, dass du sie oder ihn bei der Antragstellung bestmöglich unterstützt und regelmäßig den Kontakt zu deinem zukünftigen Teammitglied suchst.

Für Anouar und Workwise hat sich die Mühe ausgezahlt. Nach langen 7 Monaten des Wartens ist er in Karlsruhe angekommen und unterstützt das Frontend Development Team.

Unsere Quellen

Lisa Schlegel

Content Marketing Managerin

Lisa Schlegel

Content Marketing Managerin
What do you do workwise?

In meinen Artikeln für den Workwise Blog versorge ich unsere Leser:innen immer mit den neusten Informationen aus HR und Recruiting.

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