Reverse Recruiting: Recruiting mal andersrum
Recruiting von neuen Mitarbeiter:innen kann ein ganz schön langwieriger Prozess sein. Manchmal musst du ewig darauf warten, bis sich der passende Bewerber oder die passende Bewerberin bei dir meldet. Du kannst das Ganze aber auch einfach selbst in die Hand nehmen.
Es wird immer schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Um neue Mitarbeiter:innen für dein Unternehmen zu gewinnen, solltest du deshalb umdenken und deinen Recruiting-Prozess jetzt verändern.
Wie? Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie du neue Arbeitskräfte finden kannst. Eine davon ist das Reverse Recruiting.
Definition: Was ist Reverse Recruiting?
Reverse Recruiting ist eine Art der Personalbeschaffung. Ziel dabei ist es, passende Arbeitskräfte für dein Unternehmen zu gewinnen. Aber wie funktioniert das genau?
Beim herkömmlichen Recruiting-Prozess wird die Stelle ausgeschrieben, auf Bewerbungen gewartet und anschließend ein Kandidat oder eine Kandidatin ausgewählt. Allerdings ist es auf diese Art und Weise oft schwierig, qualifizierte Bewerber:innen zu finden.
Beim Reverse Recruiting wird der Spieß umgedreht: Nicht die Kandidat:innen bewerben sich beim Unternehmen, sondern genau andersrum – das Unternehmen bewirbt sich ab jetzt bei den Kandidat:innen.
Du als Arbeitgeber:in befindest dich dabei in der Rolle der Bewerber:innen. Die Kandidat:innen haben hier die angenehmere Position, denn sie haben die Möglichkeit, sich für das interessanteste Jobangebot zu entscheiden.
Warum überhaupt eine neue Recruiting-Strategie?
Das Modell des Reverse Recruiting gibt es schon seit einigen Jahren. Trotzdem ist es vielen noch unbekannt – vielleicht weil viele Unternehmen glauben, diese Art des Recruitings nicht nötig zu haben.
Gerade bei den größeren Unternehmen gibt es jedes Jahr viele Bewerber:innen, die sich um einen Job bemühen. Aber was ist mit den KMUs – also den kleinen und mittleren Unternehmen? Diese haben öfter mal das Problem, dass sich nicht genug qualifizierte Bewerber:innen für eine Stelle finden lassen.
In einigen Branchen mangelt es besonders an Fachpersonal: Neben großem Bedarf an Pflegepersonal besteht auch in der IT-Branche Fachkräftemangel.
Laut der folgenden Infografik von Statista ist die Anzahl der unbesetzten Stellen in MINT-Berufen immer größer geworden. MINT-Berufe sind die aus den Bereichen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Obwohl im Jahr 2019 die Zahl wieder gesunken ist, ist der Anteil der IT-Berufe unter den nicht besetzten Stellen dennoch größer geworden. (Im Jahr 2019 sind 19,8 % unbesetzt)
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Gründe für den Mangel an Fachkräften:
- Die Generation der Babyboomer (1955 bis 1969 Geborene) ist eine geburtenstarke Generation. Sie macht einen großen Anteil der Beschäftigten aus, von denen mittlerweile viele in den Ruhestand gehen. Die nachfolgenden Generationen sind viel kleiner, es gibt daher auch insgesamt weniger Kandidat:innen.
- In der Generation Z (1997 bis 2012 Geborene) sind die Personen, die jetzt gerade ihren Abschluss machen und danach auf Arbeitssuche gehen. Da diese Generation weniger geburtenstark ist, gibt es auch weniger Bewerber:innen. Das bedeutet, diese haben eine größere Auswahl an Jobs und Unternehmen. Kleinere Unternehmen bleiben dabei oft auf der Strecke und bekommen nicht ausreichend qualifizierte Bewerber:innen.
- Noch dazu kommt, dass sich die Werte der Kandidat:innen geändert haben. Work-Life-Balance und Nachhaltigkeit sind vor allem für die Generation Z wichtige Faktoren, wenn es um die Auswahl des Arbeitgebers geht. Unternehmen müssen deswegen ihre Werte und Struktur ändern und stärkeres Employer Branding betreiben, um die Kandidaten zu überzeugen.
Es wird deutlich: Eine neue Struktur für das Recruiting muss her. Neben dem herkömmlichen Bewerbungsprozess ist Active Sourcing sehr beliebt und wird auch von vielen großen Unternehmen betrieben.
<div class="blog_primary-box"><p><a href="https://hire.workwise.io/hr-praxis/personalsuche/active-sourcing" target="_blank">Active Sourcing</a> ist die aktive Suche, Ansprache und Bindung von besonders qualifiziertem Personal an das eigene Unternehmen. Diese Kandidaten suchen gerade selbst nicht nach einem neuen Job und sind demnach keine Bewerber:innen. Active Sourcing kann sowohl offline – beispielsweise über Kongresse – als auch online über Social Media erfolgen.</p></div>
Es wird also nicht abgewartet, bis sich irgendwann ein passender Bewerber oder eine passende Bewerberin bei deinem Unternehmen meldet – wenn du qualifizierte Mitarbeiter:innen für dein Unternehmen brauchst, musst du selbst aktiv werden und auf diese zugehen.
So ähnlich funktioniert auch das Prinzip des Reverse Recruiting: Du bewirbst dich aktiv bei den Kandidat:innen und versuchst sie von deinem Unternehmen zu überzeugen.
Ein wichtiger Unterschied dabei ist jedoch, dass beim Reverse Recruiting die Kandidat:innen in der überlegenen Position sind. Beim Active Sourcing steht eher die Abwerbung von qualifizierten Kandidat:innen im Vordergrund. Das Unternehmen hat hier jedoch noch immer die Oberhand.
So funktioniert Reverse Recruiting
Du schreibst keine Stellenanzeige aus, sondern schickst eine Bewerbung ab. Der Kandidat:innen haben ein Profil, in dem sie alle wichtigen Infos veröffentlichen. Welche Qualifikationen und welchen Standort sie präferieren, vielleicht sogar welches Gehalt sie sich vorstellen.
Jetzt kannst du nach relevanten Faktoren für dein Unternehmen suchen und die passenden Kandidat:innen anschreiben.
Das ist bei der Bewerbung wichtig
Denke einfach mal darüber nach, was dich bei einer Bewerbung ansprechen würde. Auf jeden Fall keine Massenmails und unpassende Angebote. Auch du würdest so eine Bewerbung nicht weiter beachten.
Lass deinen Kandidat:innen individuelle Angebote zukommen, die gut zu ihnen passen und gehe darauf ein, wieso sie gerade dich als Arbeitgeber auswählen sollten. Gib deinen Kandidat:innen auch möglichst viele Infos zu dem Job – wie das Gehalt aussieht, die Karrierechancen und welche Aufgabenfelder dazu gehören. So wissen sie direkt, was auf sie zukommt.
Hier findest du Kandidat:innen
Nicht nur über Social Media kannst du Kandidat:innen finden und mit dem Reverse Recruiting beginnen. Auch Messen und Events bieten dir eine Möglichkeit, dein Unternehmen vorzustellen und dich bei Kandidat:innen als Arbeitgeber zu bewerben.
Bei der Pitch Club Developer Edition zum Beispiel kannst du als Unternehmen verschiedene Kandidat:innen aus der IT-Branche kennenlernen. Bei diesen Events stellen sich ebenfalls nicht die Kandidat:innen bei dir vor, sondern dein Unternehmen stellt sich bei den Kandidat:innen vor.
Die wahrscheinlich einfachste Möglichkeit: Du registrierst dich auf speziellen Plattformen, wie beispielsweise Honeypot.
Auf einer Plattform für Jobvermittlungen hast du die Chance, dein Unternehmensprofil zu veröffentlichen und dich vorzustellen. Mit Bildern oder Videos kannst du dein Unternehmen noch attraktiver für die Kandidat:innen machen.
Auch bei Workwise kannst du ein Profil von deinem Unternehmen anlegen, um Kandidaten auf dich aufmerksam zu machen. Probiers doch gleich mal aus.
So kannst du Bewerber:innen von dir überzeugen
Gehe auf die Bedürfnisse deiner Zielgruppe ein. Recherchiere, was für diese besonders wichtig ist. Suchst du einen IT-Mitarbeiter:innen? Dann sieht die Bewerbung vielleicht anders aus als die für Mitarbeiter:innen im Marketing.
Work-Life-Balance, Nachhaltigkeit und Teamwork sind neben der tatsächlichen Tätigkeit und den Randbedingungen wichtige Faktoren für Bewerber:innen. Überlege dir eine Strategie, wie du diese Wünsche für deine neuen Mitarbeiter:innen verwirklichen kannst, sodass sie dein Unternehmen gegenüber den Big Playern bevorzugen.
Um die Kandidat:innen von dir zu überzeugen, kannst du zum Beispiel …
- flexible Arbeitszeiten bieten.
- Homeoffice ermöglichen.
- Weiterbildungsprogramme anbieten.
- umweltbewusst arbeiten.
So geht es nach der Bewerbung weiter
Sobald die Bewerbung abgeschickt ist, haben die Kandidat:innen die Qual der Wahl. Wenn ihnen deine Bewerbung zusagt, haben sie die Möglichkeit auf deine Anfrage zu reagieren und ein Vorstellungsgespräch zu vereinbaren.
Was jetzt wichtig ist: Den Erfolg des Reverse Recruitings zu überprüfen.
- Konntest du mehr Bewerber:innen auf dich aufmerksam machen? Vergleiche die Zahlen vor dem Reverse Recruiting mit der Anzahl der jetzigen Kandidat:innen.
- Wie ist der Fit zwischen den Kandidat:innen und der ausgeschriebenen Stelle? Passen die neuen Mitarbeiter:innen auch zu dir? Stimmen die Qualifikationen?
- Wie viel Zeit wurde benötigt um eine ausgeschriebene Stelle zu besetzen? Konntest du mit Reverse Recruiting Zeit sparen?
- Wie hoch sind die Kosten? HR-Software, das Personal und Employer Branding können auf Dauer auch teuer werden. Wenn du schneller deine Stellen besetzen kannst, sparst du Zeit und somit auch Geld ein. Hilft dir Reverse Recruiting bei diesem Punkt?
Hat das Reverse Recruiting in einigen Punkten noch zu keiner Verbesserung geführt, kannst du dir überlegen, wie du deinen Recruiting-Prozess weiter optimieren kannst.
Möglicherweise ist dein Unternehmensprofil oder die Bewerbung noch nicht aussagekräftig genug. Dann solltest du Zeit investieren und weitere Maßnahmen durchführen, um dein Unternehmen für Kandidat:innen attraktiver zu machen.
Oder du suchst an der falschen Stelle nach neuem Personal. Vielleicht befindet sich deine Zielgruppe auf einer anderen Plattform.
Sollte sich herausstellen, dass Reverse Recruiting für dich nicht das Richtige ist, gibt es noch viele weitere Recruiting-Strategien, wie Peer Recruiting oder Social Media Recruiting.
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