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Unbesetzte Stellen: Warum findest du keine Mitarbeiter:innen?

Lisa Schlegel
 • 
Aktualisiert am 
28.3.2024
Mitarbeiter:innen finden?

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Lea Pietsch
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Es wird für Unternehmen in Deutschland immer schwieriger, ihre offenen Stellen mit passenden Mitarbeiter:innen zu besetzen. So dokumentiert eine Studie des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung (KOFA) bereits 2019, dass 90% der deutschen Unternehmen den Fachkräftemangel spüren, 40% der Befragten sehen darin sogar eine existenzielle Bedrohung für das eigene Unternehmen.

Mittlerweile dürfte sich die Lage noch weiter verschärft haben: Während die Unternehmen immer mehr freie Positionen ausschreiben, schrumpft die Zahl der Arbeitsuchenden. Aus dieser Diskrepanz ergibt sich im Juli 2022 eine Lücke von über einer halben Million Stellen, für die sich keine Mitarbeiter finden.

Doch diese Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung sind nicht ausschließlich auf den Fachkräftemangel zurückzuführen. Tatsächlich haben auch die Unternehmen selbst einen Anteil daran, warum ihre Stellen unbesetzt bleiben.

Für diesen Artikel haben wir uns verschiedene Studien zur Candidate Experience angesehen, um herauszufinden, warum sich Fachpersonen gegen eine Bewerbung entscheiden, die Bewerbung abbrechen oder ein Jobangebot ausschlagen.

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Eine Analyse von Lisa Schlegel    <hr class="blog_horizontal-ruler"/>

Was steckt hinter dem Fachkräftemangel?

2021 brauchten deutsche Unternehmen laut einer Arbeitsmarktstudie von Wollmilchsau im Durchschnitt 87 Tage, um eine offene Stelle zu besetzen. Das sind 27 Tage mehr, als für den Recruiting-Prozess von den Recruiter:innen veranschlagt wurden, und 5 Tage mehr, als noch im vorhergehenden Jahr.

Für 91% der befragten Betriebe ist der Grund für die längeren Vakanzzeiten klar: fehlende Bewerbungen.

Der Anteil der erwerbstätigen Personen fällt in Deutschland immer geringer aus: Die Vertreter:innen der geburtenstarken Jahrgänge der 1940er bis 60er Jahre erreichen das Rentenalter und die nachkommenden Generationen können die entstehenden Lücken auf dem Arbeitsmarkt rein rechnerisch nicht ausgleichen.

Durch diese Entwicklungen wandelt sich der Arbeitsmarkt. Es wird für Unternehmen tendenziell schwieriger, passende Bewerber:innen zu finden und von sich zu überzeugen. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass manche Stellen nicht gefüllt werden können.

In vielen Fällen gibt es nämlich gar nicht zu wenige passende Personen für eine Position. Die Unternehmen scheitern vielmehr daran, sie zu Bewerber:innen zu machen.

Woran scheitern Bewerbungen?

Es sind zwar immer weniger Menschen in Deutschland arbeitslos oder aktiv auf Jobsuche, doch das bedeutet nicht, dass sie nicht trotzdem offen wären für ein Jobangebot.

Laut einer Umfrage, die Xing in Auftrag gegeben hat, sind Anfang 2022 mehr als ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer:innen wechselbereit. Unter den Studienteilnehmer:innen in den 30ern könnte sich sogar fast die Hälfte vorstellen, das Unternehmen zu wechseln. In einer früheren Studie im Auftrag von Stepstone heißt es sogar, dass nur 10% der Fachkräfte einen Jobwechsel von vornherein ausschließen würden.

Warum gelingt es so vielen Unternehmen nicht, passende Mitarbeiter:innen zu finden?

Die Auffindbarkeit der Stellenanzeigen

Zunächst müssen die Bewerber:innen auf die jeweilige Stellenausschreibung aufmerksam werden. Den Ergebnissen einer Studie von stellenanzeigen.de und Meta-HR zufolge findet die große Mehrheit aller Jobsuchen online statt. Die wichtigsten Recruiting-Kanäle sind 2021 verschiedene Jobbörsen und Karrierenetzwerke mit einem Anteil von jeweils 36%. Auf dem dritten Platz landet mit 23% die Google-Suche.

Um sicherzustellen, dass Jobangebote über diese Kanäle auch tatsächlich von passenden potenziellen Bewerber:innen wahrgenommen werden, kommt es auf verschiedene Faktoren an. Zum einen müssen die gewählten Plattformen zu den Gewohnheiten und Vorlieben der jeweiligen Zielgruppe der Stellenausschreibung passen.

Zum anderen muss die Stellenanzeige so aufbereitet sein, dass sie über die Suchfunktion von Google beziehungsweise auf einer Stellenbörse einfach gefunden werden kann. Dabei kommt es in erster Linie auf passende Schlüsselworte im Titel und Text der Anzeige an.

Damit Stellenanzeigen in Google for Jobs angezeigt und in der Google-Suche besonders hervorgehoben werden, müssen sie außerdem mit strukturierten Daten versehen werden. Eine aktuelle Studie von Wollmilchsau zeigt, dass gerade in diesem Bereich noch Nachholbedarf besteht: Ein Viertel der betrachteten Stellenanzeigen nutzt 2022 diese Möglichkeit noch nicht.

In Sachen Auffindbarkeit vernachlässigen auch viele Unternehmen ihre eigene Website: Wollmilchsau kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Sichtbarkeit der Karriereseiten seit 2020 verschlechtert hat. Vor zwei Jahren hatten noch 87% der untersuchten Unternehmensseiten den Karrierebereich prominent genug platziert, sodass sich potenzielle Bewerber:innen zu jeder Zeit gut orientieren können.

Entscheidend hierfür sind laut den Studienautor:innen die Platzierung des Links zur Karriereseite, ein klarer Ankertext wie „Jobs” oder „Karriere” sowie die Erreichbarkeit der offenen Stellen in maximal 2 Klicks. 2022 erfüllten nur noch 67% der Webseiten diese Kriterien.

Warum entscheiden sich Interessent:innen gegen eine Bewerbung?

Wenn ein Bewerber oder eine Bewerberin auf deine Stellenanzeige aufmerksam wird, für die er oder sie sich grundsätzlich interessiert, ist dies noch lange kein Garant für eine Bewerbung.

Um herauszufinden, warum sich Interessent:innen gegen eine Bewerbung entscheiden, hat die Online-Stellenbörse Stepstone 2018 eine Studie unter 30.000 Fach- und Führungskräften zu diesem Thema durchgeführt.

Über 50% der Befragten gaben an, dass sie von einer Bewerbung ablassen, wenn ihnen wichtige Informationen in der Stellenanzeige fehlen oder ihnen die Angaben in der Stellenanzeige unrealistisch erscheinen.

Und wie geht es richtig? Das zeigen wir dir in unserem Artikel mit Video zur perfekten Stellenanzeige.

Die Informationen, die 80% Befragten am meisten vermissten, waren Angaben zum Gehalt und über 70% der Studienteilnehmer:innen fehlten Informationen zu Benefits und Zusatzleistungen.

48% gaben zusätzlich an, dass sie schon einmal von einer Bewerbung abgesehen haben, weil die Anzeige bereits zu lange online war. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Interessent:innen glauben, es könnte etwas mit dem Angebot nicht stimmen, wenn die Stelle zu lange unbesetzt bleibt. Oder aber es ist unklar, ob die Ausschreibung überhaupt noch aktuell ist.

Außerdem spielt die Gestaltung der Anzeige eine große Rolle: Eine wenig ansprechend gestaltete Stellenanzeige oder Karriereseite führt dazu, dass sich über die Hälfte der Studienteilnehmer:innen nicht bewerben.

In der Studie zeigt sich auch Nachholbedarf bei der Candidate Experience zum Beispiel bei der mobilen Optimierung der Kontaktpunkte: 2018 beschäftigten sich nur 50% der Recruitingverantwortlichen mit der mobilen Optimierung ihrer Stellenanzeigen, während bereits zu diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte der befragten Fachpersonen regelmäßig Stellenanzeigen auf einem mobilen Endgerät aufrief.

Die aktuelle Online Recruiting Studie von Wollmilchsau belegt, dass sich seitdem nicht genug getan hat. Zwar sind über 90% der betrachteten Karriereseiten und Stellenanzeigen 2022 für die mobile Ansicht optimiert. Doch lediglich 41% der angeschlossenen Bewerbungsformulare erfüllen die Kriterien und sind auch mobil einfach zu verwenden.

Darüber hinaus war es bei 49% der betrachteten Bewerberportalen notwendig, ein Profil inklusive Login-Zwang anzulegen. Dieser zusätzliche Schritt verzögert den Bewerbungsprozess und führt nach Ansicht der Studienautor:innen häufig dazu, dass eine Bewerbung abgebrochen wird.

Die Möglichkeit, One-Click-Bewerbungen über Karrierenetzwerke anzubieten, nutzten 2022 nur 15% der Unternehmen im Fall von Xing beziehungsweise 23%, wenn Linkedin betrachtet wird.

Angesichts der Tatsache, dass schon 2018 über ein Drittel der Jobsuchenden regelmäßig in sozialen Netzwerken auf Jobsuche ging, wird hier einiges an Potenzial verschenkt.

Rückmeldezeiten: Der Bewerbungsprozess dauert oft zu lange

Im Rahmen der Candidate Experience Studie 2021/22 von stellenanzeigen.de und Meta-HR konnten die Ergebnisse der Studienausgaben von 2017 und 2014 bestätigt werden: Je kürzer der Bewerbungsprozess ist, desto positiver nehmen die Bewerber:innen das gesamte Verfahren wahr.

So werden Bewerbungsprozesse, die bis zu vier Wochen dauern, am besten bewertet. 2014 konnte nur jedes zweite Unternehmen diesen Anspruch erfüllen, 2021 gelang es immerhin 60% der Arbeitgeber:innen, in diesem Zeitrahmen eine Zu- oder Absage auszusprechen.

Nach der Bewerbung: Warum werden Jobangebote abgelehnt?

Selbst wenn sich passende Fachpersonen erfolgreich auf eine Stellenanzeige beworben haben, kann die tatsächliche Einstellung noch scheitern.

Im Rahmen der Stepstone-Studie erklärten über die Hälfte der befragten Arbeitnehmer:innen, dass sie ein Jobangebot ablehnen, wenn die in der Stellenanzeige geweckten Erwartungen nicht erfüllt werden.

35% der Befragten strafen darüber hinaus vorsätzliche Unehrlichkeit in Bezug auf das Unternehmen und den Arbeitsplatz mit einer Absage ab. Es lohnt sich also nicht, in der Stellenanzeige vorzugeben, dass die Arbeitsplätze mit dem neuesten Equipment ausgestattet sind, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht.

Für 48% scheitert eine Bewerbung am ehesten an der Gehaltsverhandlung, aber auch der erste Eindruck von direkten Ansprechpersonen und zukünftigen Kolleg:innen beeinflusst die Entscheidung der Bewerber:innen. So würden 24% der Befragten einen Bewerbungsprozess abbrechen, wenn sie das Gefühl haben, dass sich die Arbeitgeberseite nicht gut auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet hat.

Fazit: Warum findest du keine Mitarbeiter:innen?

Freie Positionen mit passenden Mitarbeiter:innen zu besetzen, ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen: Laut der Deutschen Industrie und Handelskammer befürchtete 2021 die Hälfte der deutschen Unternehmen, aufgrund unbesetzter Stellen Aufträge ablehnen zu müssen.

Dass es zu einem derart weitreichenden Problem geworden ist, neue Teammitglieder zu finden, ist nicht allein auf gesellschaftliche Entwicklungen wie den demografischen Wandel zurückzuführen.

Dadurch verändert sich zwar der Aufbau des Arbeitsmarktes und die Bedingungen, unter denen Organisationen nach neuen Mitarbeiter:innen suchen müssen. Doch der Großteil der Verantwortung liegt bei den Unternehmen selbst, wenn sie ihre Stellen nicht erfolgreich besetzen können.

Auf dem Arbeitnehmermarkt müssen sich Recruitingverantwortliche mehr denn je auf die Ansprüche und Wünsche der Bewerber:innen einlassen und den Bewerbungsprozess an die Zielgruppe ihrer freien Stellen anpassen.

Denn eine Bewerbung kann an vielen Punkten scheitern: Vielleicht wird deine Stellenanzeige gar nicht erst von geeigneten Fachpersonen gefunden, weil du auf unpassenden Jobbörsen suchst. Es ist aber ebenso möglich, dass für den Großteil der Bewerber:innen dein Bewerbungsportal zu kompliziert gestaltet ist oder ihnen in der Stellenanzeige wichtige Informationen fehlen.

Letztlich stehst du und dein Unternehmen vor einer individuellen Herausforderung, wenn es darum geht, die eigene freie Position mit einem passenden neuen Teammitglied zu besetzen, und es gibt nicht den einen Grund, aus dem Stellen frei bleiben.

Unsere Quellen:

Lisa Schlegel

Content Marketing Managerin

Lisa Schlegel

Content Marketing Managerin
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In meinen Artikeln für den Workwise Blog versorge ich unsere Leser:innen immer mit den neusten Informationen aus HR und Recruiting.

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